Ich gebe zu, im der tristen Wüste der deutschen Fernsehlandschaft schaue ich immer mal wieder gerne DMAX, das selbsternannte Fernsehen für die tollsten Menschen der Welt: Männer. DMAX teilt seine Senderubriken in Motor, Tattoo, Adrenalin, Typen und Lifestyle ein. Interessanterweise verstecken sich dann hinter dem toughen, starken Wörtchen Lifestyle vor allem Kochsendungen – was man ja jetzt bei einem Fernsehsender für Männer nicht gerade erwarten würde.
Nun macht das natürlich auf den zweiten Blick irgendwie auch Sinn, schließlich sind ja so gut wie alle Star-, Fernseh- und Eliteköche Männer, während die Frauen anscheinend nur für die niederen 99,99 Prozent aller gekochten Gerichte zuständig sind und der gemeine Mann schon an einem Spiegelei scheitert.
Auffällig ist dann vor allem, was für ein Art Kochshow die Zielgruppe Mann in der Prime Time ansprechen soll. Da gibt es zum Beispiel Anthony Bourdain – Eine Frage des Geschmacks, also den Elite-Genießer, der sich die besten und teuersten Happen (männlicher) Köche weltweit zu Gemüte führt. Damit es ein bisschen männlicher wirkt, wird er immerhin als der “Rebell unter den Feinschmeckern dieser Welt” gepriesen. Dann hat DMAX da noch Gordon Ramsay, den “Chef ohne Gnade” in seiner “Höllenküche”, der sich vor allem deftige Schimpftiraden mit unfähigen Versagerköchen liefert. Das ist dann zwar manchmal unmenschlich, aber anscheinend nicht unmännlich. Für den obligatorischen Ekel-Faktor sorgt dann noch Der Alles-Esser – So schmeckt die Welt. Hier wird vom Fledermausflügel bis zum Meerschweinchengehirn nichts verschmäht was so kreucht und fleucht auf dieser Erde, und der von der modernen Gesellschaft verweichlichte Mann vor dem Fernseher kann bei diesem Anblick seine animalischen, blutigen, insektenbeinevertilgenden Urtriebe zumindest visuell wieder einmal ausleben. So kommt zumindest die Intention der Sendung rüber, ob das wirklich so ist sei mal dahingestellt.
Die einzige ‘normale’ Kochshow, der Koch für gewisse Stunden (Koch sucht sich Leute im Supermarkt und geht mit ihnen nach Hause um mitzukochen), läuft bezeichnenderweise kurz vor Mittag. Also zu einer Sendezeit, an der sowieso kein Mann zuhause vor dem Fernseher sitzt. Und sich nur ein paar bügelnde Hausfrauen auf DMAX verirren.
So spiegelt der Sender eigentlich wunderbar die Geschlechterverteilung in den Küchen dieser Welt wider – Männer in den (rebellischen, exotischen, ekligen, teuren oder einfach nur elitären) Profiküchen, Frauen in den Küchen zuhause oder im Supermarkt.
Nun kann man einem Fernsehsender für Männer ja keinesfalls vorwerfen, kein Fernsehen für Frauen zu machen. Aber manchmal würde mich das schon interessieren, wie hoch der Frauenanteil tatsächlich bei den DMAX-Kochsendungen ist. Ich werde sicher bald wieder einschalten…