Es war wohl mein erster, bewusster Aufenthalt in der Operpfalz: Ein Besuch am Samstag auf dem Kaff-Rock in Ensdorf bei Amberg. Das Angebot der Bands am Samstag war wunderbar abwechslungsreich: Punk (Holybugshit), Ska (Mr. Onion and the Vegetables), Psychobilly (Out of Luck), Indie/Rock (Arrived at Ten) – nur an der Reihenfolge hätte man etwas feilen können. Rein stimmungsmäßig wäre es irgendwie sinniger gewesen, die Indie-Band als erste spielen zu lassen, dann die Psychobilly-Band, dann Punk/Ska/Reggae, dann Ska.

So oder so, Holybugshit waren meine Neuentdeckung des Abends – endlich eine Band, die auch mal grob außerhalb jeglicher Schubladen und Konventionen denken und spielen kann. Da tummelt sich schmutziger Punk neben Reggae und melodischem Ska, mal auf Englisch, mal auf Deutsch, mal auf Bayerisch. Genau mein Geschmack! So putzig wie witzig kommentiert in feinstem (ich tippe mal nieder-)bayerisch von Seiten des Sängers. Die Band werde ich mir definitiv merken.
Out of Luck waren mir fast schon ein wenig zu Psycho- und zu wenig -billy, aber das lag wohl mehr an der Tonmischung als an der Band. Irgendwie kam mir der Gesang viel zu leise vor, was sehr schade war, denn so verschwomm alles in Geschrammel. Denn wenn ich mir das jetzt auf MySpace anhöre, klingt das astrein Rock’n’Rollig. Vielleicht stand ich auch nur ungünstig? Der Sänger war auf jeden Fall der Hammer, der da mit seinem riesigen Kontrabass munter auf der Bühne rumgehüpft ist, als würde er eine Ukulele schwingen. Unglaublich.
Zu Mr. Onion and the Vegetables muss ich nicht viel sagen – es geht doch nichts über tollen Ska, die beste Musik der Welt. Drei Bläser, ein Akkorden, eine Orgel – das brachte sogar die Oberpfälzer zum tanzen, die sonst eigentlich nur herumstanden wie mit einem Besenstiel im Kreuz (ist ja an sich nichts verwerfliches, jeder genießt Musik auf seine Art, aber es war doch irgendwie auffällig). Bis zur Zugabe tobte die Stimmung – der Höhepunkt des Abends!
Und Arrived at Ten – nun ja, die hatten leider irgendwie einen ungünstigen, undankbaren Zeitpunkt für ihren Auftritt. Da davor Ska die Hütte rocken ließ, war nunmal vom Oberpfälzer Publikum für Indie-Rock nur noch vereinzeltes Mitwippen übrig. Auch schade, denn eigentlich haben die verträumten Gitarrensounds und der eingängige Gesang durchaus Potential, einen in eine musikalische Trance der Verzückung zu versetzen. Aber nunmal eher an einem sonnigen Nachmittag auf Rock im Park, um ganz relaxed einen wundervollen neuen Tag zu begrüßen, die Zeltstädte wieder zum Leben zu erwecken und um das erste Bier des Tages zu öffnen, als als letzte Band des Abends auf dem Kaff-Rock.
Der Samstag war jedenfalls musikalisch toll – auch die Organisation war makellos. Zwei gut besuchte Bars an der Rückseite des Zelts, und keine mickrigen Dixie-Klos, sondern einen edlen Klo-Container. Schade nur, dass es es zwar schönes und klares Wetter hatte, aber nunmal saukalt war. Ein paar Wochen später im Jahr, und die Temperaturen wären wesentlich ertragbarer gewesen, und man hätte sich keinen Glühweinstand herbeigesehnt. Aber irgendwer muss ja den Anfang machen, und es war auf jeden Fall ein guter Anfang.