Der etwas andere Piratenparteitag mit Online-Mitbestimmung

Falls jemand schon vor mir auf die nun folgenden Gedanken gekommen ist, verzeiht mir. Ich mache sie mir trotzdem, die Gedanken, und schätze jeden Hinweis auf Anträge und Vorschläge, die es dazu eventuell schon gibt.

Ich frage mich, wie man normale Parteitage und digitale Mitbestimmung abgesehen von der  Zusammenschaltung von dezentralen Parteitagen noch so verbinden könnte. Und lande in meinem Gedankenstrudel schließlich bei Live-Abstimmungen (evtl. mit Delegationen).

Kein kompliziertes Abstimmungstool mit Diskussion und Quoren und Phasen und ähnlichem, sondern ein Live-Abbild der Abstimmungen, die vor Ort auf dem Parteitag stattfinden (natürlich nur die nicht-geheimen!).

Sieht im Prinzip so aus, es steht auf dem Parteitag zum Beispiel eine Abstimmung an über (GO-)Antrag xy, es wird dann im Tool online dieser Antrag (nur Titel) eingestellt mit einer Abstimmungszeit von insgesamt 30 oder 60 Sekunden, und nicht nur jeder Akkreditierte auf dem Parteitag stimmt vor Ort online ab, sondern alle stimmberechtigten Mitglieder können auch von Zuhause aus in diesem Tool abstimmen.

Falls man also keine Zeit oder kein Geld hat, um auf den Parteitag zu fahren, oder dieser schlicht am anderen Ende von Deutschland liegt, man gerade im Urlaub ist oder eingeschneit – Stream geschaut, ins Tool eingeloggt, und schon kann man live abstimmen, vorausgesetzt man hat seinen Beitrag bezahlt und ist im Tool eben stimmberechtigt.

Das lästige “Hmm von mir aus sehe ich aber mehr blaue Karten” seitens des Wahlleiters und dazugehörige Auszählorgien und Anträge auf Auszählung entfallen damit, denn das Ergebnis steht ja nach dem gewählten Abstimmungszeitraum (z. B. 60 Sekunden) unumstößlich fest.

Der leidige Regionalproporz ist damit auch abgemildert, das “Mimimi der Parteitag ist in Bayern/Berlin/Schwaben… die Welt geht unter” somit nicht mehr so entscheidend, die Bayern/Berliner/Schwaben und jedes andere Mitglied, egal wo(her), können ja auch abstimmen. Ja, natürlich ließe sich das System trollen durch einen Antrag auf geheime Abstimmung, aber ich vertraue einfach mal ganz naiv in Intelligenz, Fairness, und den Grundsatz Weltfrieden™ vor Partei- und Partei- vor persönlichen Interessen. Die meisten Abstimmungen sind nun mal, sofern es sich nicht um einen Wahlparteitag handelt, eben nicht geheim.

So, man könnte dabei natürlich noch ein Delegierten-System einbauen. Wenn ich also gerade in meinem kleinen Bergdorf eingeschneit bin und den Stream gucke, brav abstimme, dann aber das Baby wickeln, die Oma pflegen, aufs Klo oder sonstwas tun muss oder das Parteitagswochenende im Flugzeug sitze oder arbeiten muss oder egal was, kann ich während des Parteitages meine Stimme delegieren, idealerweise aber nicht zwingend an jemanden vor Ort auf dem Parteitag (könnte man ja sogar so machen, dass wer vor Ort akkreditiert ist, irgendwie im Tool markiert oder angezeigt wird, um das zu vereinfachen). Gefällt es mir nicht, wie jemand abstimmt, kann ich meine Delegation jederzeit (außerhalb von gerade laufenden Abstimmungen) jemand anderem geben, oder wieder selber abstimmen.

Klar kann man das noch mit Präferenzdelegationen oder anderen Systemen verfeinern, ich hoffe allerdings nicht, dass jemand auf die Idee kommt, sowas wie undurchsichtige Kettendelegationen wollen zu wollen. Schließlich will ich vorher wissen, wer für mich abstimmt, und nicht, dass meine Stimme bei irgendwem landet, den ich nicht kenne oder dem ich meine Stimme auf gar keinen Fall geben will.

Das wars dann auch schon, eigentlich nicht so spektakulär. Ich freue mich über Rückmeldungen, Anregungen, Meinungen, Kritik, Fäkalienstürme, Umsetzbarkeitsprohezeihungen und ähnliches.

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3 Responses to Der etwas andere Piratenparteitag mit Online-Mitbestimmung

  1. Frank Heinze says:

    Wie gewährleistest du “vorausgesetzt man hat seinen Beitrag bezahlt” und wie sollen geheime Abstimmungen funktionieren?

  2. Die Line says:

    Es steht dabei, dass es nur um nicht-geheime Abstimmungen geht. Und das mit der Stimmberechtigung und den Beiträgen müsste man halt an das System koppeln, in dem die Beiträge gebucht werden, das wird ja kein Ding der Unmöglichkeit sein. Ich persönlich gewährleiste gar nichts, das ist nur als Gedankenanstoß gedacht ; )

  3. Frank Heinze says:

    Wenn ich im wiki lese, dass zB. bei uns in Bayern lediglich 9% ihre Beiträge bezahlt haben, wenn ich dran denke, was ich als simpler Beisitzer für Datenschutzdokumente ausfüllen musste, was für ein Bohei um automatisierte Datenerfassung gemacht wird….. Dann neige ich fast der Idee des PostPrivacy aka Spackeria zu ^^

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