Das eigentliche Problem hinter der Lanz-Petition

Stand der Dinge: Auf der einen Seite ist Markus Lanz, auf der anderen Seite ist da diese Petition. Und dann sind da noch ganz viele Menschen, die sich über diese Petition aufregen und über die Menschen, die sie unterzeichnen (und nein, ich habe sie nicht unterschrieben).

Die Petitionsunterzeichnerbeschimpfer, die die Petitionsunterzeichner meist als digitalen Unterschichtenpöbel und sich selbst damit als die superschlaue, darüberstehende Elite darstellen, frage ich jetzt mal, was sie denn für Alternativen haben für das eigentliche Problem.

Das ist nämlich nur oberflächlich der Lanz. Und eigentlich auch nicht das Wagenknecht-Interview im Speziellen. Es war wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, aber dahinter liegt doch etwas viel Grundsätzlicheres: dass viele Menschen unzufrieden mit der Qualität des von ihnen mitfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind (Bildungsauftrag? Unabhängigkeit? Qualitativ hochwertige Unterhaltung?*), und vor allem das Gefühl der Ohnmacht, nichts gegen diesen Verfall der eigenen Daseinsberechtigung der Öffis tun zu können.

Denn was bleibt einem denn, wenn man nicht gerade der Sprecher von König Seehofer ist und direkt bei der Redaktion anrufen und sagen kann, dass was schiefläuft? Etwa Leserbriefe schreiben? Den Rundfunkrat, der einen “Querschnitt der Bevölkerung” abbilden soll und dabei in erster Linie von Regierungsparteiheinies besetzt ist, ist ja anscheinend als Kontrollgremium ebenfalls gänzlich ungeeignet.

Kommt der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen eigentlichen Aufgaben nicht nach und bietet andererseits keine geordneten und funktionierenden Feedback- oder Kontrollmöglichkeiten für seine Zuschauer und Gebührenzahler (das sind nicht immer dieselben), dann ist es doch kein Wunder, dass sich da aufgestaute Wut irgendwann in ungeordneten Bahnen und damit in etwas so “dämlichen” wie einer Online-Petition entlädt.

Und jetzt darüber zu schimpfen, wie hirnlos doch alle sind, die das unterzeichnen, löst doch das darunterlegende Problem nicht, und konstruktiv ist es auch nicht.

Ich habe auch keine Lösung dafür, aber wenn ich keine habe, dann wage ich es auch nicht, über Leute zu urteilen, die etwas verändern wollen, und sei es mit einer mehr oder weniger sinnlosen Online-Petition (zumindest scheint diese ja eine überfällige öffentliche Diskussion mal anzufachen).

Die Frage wäre also, was wäre eine sinnvolle Art der Mitbestimmung, die aber nicht so etwas profanes wie eine Zuschauerquote ist, weil gerade davon sollten die Öffis ja unabhängig sein. Rundfunkgebühr hin oder her, zu sagen, ich zahle nur wenns mir gefällt ist auch keine Lösung, das ist ja wieder nur eine Art Quote, wenn auch eine Quote finanzieller Art.

Vielleicht die Möglichkeit, seinen Beitrag zweckzubinden? Eine Art offizielles Online-Volksbegehren, nach dem Motto sobald soundsoviele Prozent der Gebührenzahler etwas unerträglich finden, muss zumindest der Rundfunkrat darüber tagen? Oder einfach eine bessere Besetzung des Rundfunkrats? Wir kidnappen die Macher der BBC?

Ich weiß es nicht. Aber meiner Meinung nach wäre es das wert, mehr darüber nachzudenken, als nur über Lanz oder Anti-Lanz-Petitionsunterzeichner zu schimpfen.

 

*Und allen “Ja aber qualitativ ist doch subjektiv”- und “Über Geschmack lässt sich nicht streiten”-Sagern zum Trotz: Wer Musikantenstadl zum Beispiel mit Sherlock (oder jede andere BBC-Produktion) vergleicht, wird da Unterschiede feststellen, die definitiv weit über subjektives Empfinden hinausgehen.

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4 Responses to Das eigentliche Problem hinter der Lanz-Petition

  1. Thomas says:

    Siehe auch

  2. Die Line says:

    Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, was du mit der Verlinkung genau sagen möchtest, aber es geht ja meiner Meinung nach eben nicht nur einfach um die Absetzung eines Fernsehmoderators, sondern um ein Grundproblem mit unserem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

  3. Die Line says:

    Aber danke für den Kommentar : )

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