Ich gebe mal einfach so einen Denkanstoß.
Ja, Menschen sehen unterschiedlich aus, sind unterschiedlich gebaut, sie sind nicht alle “gleich”, was die biologische Bauweise der Geschlechtsorgane betrifft. Aber.
Viele kommen mit einer Gebärmutter, Vagina, Klitoris, etc. auf die Welt. Viele mit Penis, Hoden, Prostata etc. Weniger viele kommen mit allen nur erdenklichen Zwischenformen auf die Welt (ich verweise hier einmal auf blog.zwischengeschlecht.info).
ALLE diese Formen, Zwischenformen inklusive, sind ‘natürlich’. So, wie sie die ‘Natur’ hervorbringt. Dass wir jetzt eine Form ‘Frau’ nennen, und eine andere ‘Mann’, und alle anderen Formen komplett ausblenden und so tun als wären diese anderen Formen ‘falsch’, ‘unnatürlich’, oder gleich gar nicht existent, das ist nicht ‘natürlich’, sondern? Aha! ‘Kultur’.
Dass Menschen mit nicht ‘normgerechten’ Geschlechtsmerkmalen ohne jegliche medizinische Indikation (die äußerst selten ist) ‘zurechtgeschnitten’ werden – nicht ‘natürlich’. Kultur. Das passiert nur, um einer KULTURELLEN Norm zu entsprechen.
Die Grenzziehung zwischen ‘noch normal’ und ‘nicht mehr normal, muss man normalisieren’ ist dementsprechend willkürlich.
Ich habe jetzt auch keine Lösung, wie man zum Beispiel das Problem der geschlechtsneutralen Sprache lösen könnte, ich habe bisher keine komplett zufriedenstellende Lösung gesehen (Vorschläge zum Beispiel hier im sprachlog).
Ich glaube aber, dass zumindest das Bewusstsein dafür, dass eben auch die Kategorien Mann/Frau mehr kulturelle Normen als biologische, ‘natürliche Tatsachen’ abbilden und dass sie eine mal mehr, mal weniger oder auch mal gar nicht nötige Komplexitätsreduktion sind, schon einmal ein wichtiger Schritt ist.